Gründung

Neben der Begeisterung für die Musik mag deshalb wohl auch die Tatsache, dass man die Geldmittel der Feuerwehr vor dem Zugriff der Faschisten schützen wollte, ein weiterer Grund zur Gründung einer Kapelle gewesen sein. Mit der Summe von 1.000 Lire aus der Kassa der Feuerwehr wurden nämlich zunächst von der Olanger Musikkapelle, später bei der Firma Stowasser (Plaschke) in Bozen gebrauchte Instrumente gekauft und die überflüssig gewordenen Feuerwehrblusen dienten der Musikkapelle als einheitliche Tracht.

Der Brunecker Kirchenchordirigent Josef Spechtenhauser brachte den zukünftigen Musikanten das Notenlesen bei und im Dietenheimer Lehrer Wilhelm Riedl fand man einen guten Lehrmeister, da er als ehemaliger Kapellmeister in Neumarkt schon einschlägige Erfahrungen gesammelt hatte. In der Christnacht 1924, gleichzeitig der Weihetag der neuen Kirchenglocken, ertönte vom Kirchturm zum erstenmal das Spiel der Bläser.

Die Musikanten probten weiterhin fleiβig beim Mörlbauer Georg Knoll und konnten schon am 30. Mai 1925 dem Seelsorger Hochwürden Ferdinand Wachtler das erste Ständchen zum Namenstag vortragen. Auch beteiligte man sich bereits an der Fronleichnamsprozession.

Noch im selben Jahr musste die Kapelle nach Bozen, um den italienischen König Viktor Emanuel zu begrüβen. Auch konnte man im Sommer bereits die ersten Konzerte anhören.

Die Kapelle Stabilisiert sich

Mit Josef Knoll wurde der erste Obmann gewählt. Dieser besorgte auch die ersten Aushilfskräfte aus Bruneck, wodurch ein sehr wichtiger und freundschaftlicher Kontakt zwischen den beiden Kapellen aus Bruneck und St. Georgen entstand.

So waren Kapellmeister Piffrader Eduard und mehrere andere Musikanten auch Mitglieder der Bürgerkapelle Bruneck, die damals unter der Leitung des Kapellmeisters Achille Dei Marco stand. Für diese in Bruneck mitwirkenden Musikanten war die Schulung durch Dei Marco von hohem Wert und wirkte sich positiv auf das Niveau der ganzen Kapelle aus.

Im Jahre 1938 hatte die Musikkapelle St. Georgen die Aufgabe, den italienischen Kronprinzen Umberto in Bruneck zu empfangen.

Der 2. Weltkrieg

Es folgte das verhängnisvolle Jahr 1939, welches durch die Option für Deutschland und durch den 2. Weltkrieg zwangsläufig die Auflösung der Kapelle mit sich brachte.

Die damaligen Hauptfunktionäre, der Obmann Josef Knoll und der Kassier Pramstaller Josef "Wolsermoar", versammelten die Kapelle am 31.12.1939 zum letzten Mal beim Hofbauer. Ein Abschiedsmarsch erklang, die Geldmittel wurden aufgeteilt -es waren 1.000 Lire -, jeder Musikant nahm sein Instrument laut Anordnung zur Verwahrung mit, und mit einem letzten Gruppenbild wurde voneinander Abschied genommen

Im Jahre 1941 brach in St. Georgen ein Groβbrand aus: ihm fielen 15 Häuser zum Opfer, darunter auch der Gasthof "Bäck" (heute Sporthotel Gissbach), in dem ein Groβteil des Musikinventars untergebracht war. Noten, Ständer und manch anderer Besitz der Kapelle wurden ein Raub der Flammen. Dies alles geschah, während sich die meisten Musikanten im Krieg befanden.

Wiedergründung

Nach Kriegsende konnte aufgrund der vielen Gefallenen und Vermisstenmeldungen und auch wegen der vielen Optanten vorerst nicht an eine Wiedergründung der Musikkapelle gedacht werden.

Erst im Jahre 1948 erfolgte die langersehnte Wiedergründung. Die Initiative hierzu ergriffen die Altgründungsmitglieder Jakob Ploner und Florian Agstner; Kapellmeister Eduard Piffrader zeigte sich begeistert: in der Hofbauerstube kam es bald zu den ersten Proben.

Bei der Herz-Jesu-Prozession am 15. Juni 1948 ertönte zum ersten Mal nach Kriegsende das Spiel der wiedergegründeten Kapelle.

Erste Erfolge

Unter der Leitung des nimmermüden Kapellmeisters Eduard Piffrader kam die Kapelle zu ersten Ehrungen (Wertungsspiel 1951).

1954 fand der erste Ausflug ins Ausland statt. Im selben Jahr wurden die Gründungsmitglieder Josef Knoll und Georg Brugger zusammen mit dem im Krieg vermissten Mitglied Peter Passler zu den ersten Ehrenmitgliedern des Vereins ernannt.

Weil der Kapelle immer noch ein geeignetes Probelokal fehlte, beschloss der damalige Ausschuss, ein solches zu bauen. In genau dreiβig Tagen war das Werk vollendet- Eine groβe Genugtuung, wenn man bedenkt, dass bisher in verschiedensten Räumen, von der Stube über den Heustadel bis zum Kuhstall geübt werden musste.

1960 wurde Kapellmeister Eduard Piffrader mit dem goldenen Verdienstzeichen als Kapellmeister ausgezeichnet.

1961 konnte man die Musikanten aus St. Georgen zum ersten Mal im Rundfunk des Senders Bozen (RAO hören. Unter der Leitung der beiden Obmänner Hermann Holzmann und Eduard Mutschlechner entwickelte sich eine sehr fleiβige Böhmische, welche durch ihre zahlreichen Einsätze viel dazu beitrug, die Schulden der Kapelle zu decken.

Überhaupt konnten die Georgener in diesen Jahren ein beachtliches musikalisches Niveau erreichen und wurden deswegen nicht nur in Südtirol, sondern auch im Ausland lobend genannt. Der Bau des Vereinshauses gemeinsam mit anderen Dorfvereinen und die Fertigstellung des ersten Musikpavillons in vorzüglicher Gemeinschaftsarbeit waren die bestimmenden Inhalte der Vereinsarbeit in den Jahren 1971 bis 1974.

Eine Ära geht zu ende

1972 übergab Kapellmeister Eduard Piffrader nach mehr als vierzig Jahren Tätigkeit als Kapellmeister sein Amt an Josef Oberschmied. Unter der Leitung des jungen Dirigenten kam neuer Schwung und Elan in die Reihen der Musiker. Besonders von seiner unermüdlichen und groβartigen Jugendarbeit sollte die Kapelle in den darauffolgenden schwierigen Zeiten noch lange zehren.

Auf Betreiben des Obmannes Eduard Mutschlechner knüpfte man 1975 freundschaftliche Bande mit der Musikgesellschaft St.Antoni (CH), welche bis zum heutigen Tag andauert. Im selben Jahr stand die 5o-Jahrfeier mit Segnung der neuen Vereinsfahne im Mittelpunkt.

Als 1981 Herr Bruno Muser (Insider nannten Ihn den Walzerkönig) die musikalische Leitung der Kapelle übernahm, ahnte noch niemand, zu welchen Höchstleistungen eine Dorfkapelle überhaupt imstande ist. Die Zeit unter der Führung Musers war gekennzeichnet von harter Probenarbeit mit Konzerten im Stil der Strauβschen Unterhaltungsmusik und von zahlreichen Teilnahmen an Wertungsspielen Im In- und Ausland. Der Erfolg bei Konzerten und musikalischen Wettkämpfen gab der vielen Probenarbeit recht und stellte einen zusätzlichen Leistungsansporn für die Musikanten dar. Mitten in diese erfolgreiche Zeit fiel der Tod des Altobmannes Eduard Mutschlechner "Hanslmoar Edl", am 16.Oktober 1983.

Mittlerweile hatten sich die Zeiten drastisch geändert. In diesen Jahren setzte eine zunehmende Musikantenflucht aus der Kapelle ein. So brauchte es schon einen Obmann mit viel Übersicht, Ruhe und vor allem einem dicken Fell, um den Jahresablauf zu meistern.

Kein Besserer konnte in diesem Fall die Führung übernehmen als Johann Brugger. Dieser hatte in seiner Amtszeit einige groβe Hürden zu meistern, konnte aber auch einen Meilenstein in der Vereinsgeschichte setzen: als einer der ersten Musikvereine gelang es Brugger Johann, die Kapelle mit einer historischen Tracht neu einzukleiden.

Auch ein neuerlicher Kapellmeisterwechsel 1984 fiel in die Obmannschaft Bruggers: Ouerelen und Zwistigkeiten führten dazu, dass Herr Muser den Taktstock niederlegte.

Ein Jahr lang wurde der junge Klarinettist Christian Neumair mit der schwierigen Aufgabe des musikalischen Leiters betraut.

Anschlieβend leitete bis 1989 wiederum Herr Muser (inzwischen auch Landesjugendleiter) die musikalischen Geschicke der Kapelle.

Im Juli desselben Jahres 1989 wurde Gebhard Mutschlechner, Schlagzeuger und aufstrebender Jungmusikant nach langer schwerer Krankheit zu Grabe getragen.

Auf Kapellmeistersuche

Als primärer Arbeitsinhalt des im Jahre 1991 gewählten neuen Obmannes Hansjörg Algrang entpuppte sich beinahe Jahr für Jahr die Suche nach einem neuen Kapellmeister.

In den Jahren 1990 und 1991 dirigierte der heutige Bezirks- und Landesjugendleiter Pepi Fauster aus Niederdorf den Klangkörper.

Von 1991 bis 1993 übernahm Georg Kirchler aus Mühlen in Taufers diese Position. Auch dieser musste aus beruflichen Gründen (er war ein Jahr lang Grundschullehrer in Mals im Vinschgau) kurzzeitig dem jungen Toblacher Harald Lercher den Taktstock in die Hand drücken. Am 1. November 1994 hatte der Verein wiederum einen groβen Verlust zu beklagen: Gebhard Mairamhof, Musikant aus Leidenschaft und Verlässlichkeit in Person hatte den Kampf gegen eine heimtückische Krankheit verloren.

Nach seiner Rückkehr aus dem Vinschgau übernahm Georg Kirchler wiederum die Führung der Kapelle. Bereits nach zwei Jahren jedoch legte er den Taktstock nieder. Zur Freude und Genugtuung aller blieb er weiterhin der Kapelle als Posaunist und Vizekapellmeister erhalten.

Mit dem heutigen Kapellmeister des mittlerweile aus über 50 aktiven Mitgliedern bestehenden Klangkörpers, Hans Mitterhofer, hat die Musikkapelle wahrlich einen guten Griff getan, Mit viel Enthusiasmus und einer gesunden Einstellung hat er bereits als junger Klarinettist bewiesen, dass viel Potential in ihm steckt. Engagiert, mit viel Energie und Können leitet er seit dem Herbst 1995 die musikalischen Geschicke. Der 20. März 1996 stand für die Kapelle ganz im Zeichen der Trauer, Mit groβer Anteilnahme der Dorfbevölkerung wurde unsere vielgeschätzte Fahnenpatin, Frau Notburga Holzmann zu Grabe getragen, "Viel hat die Musikkapelle St. Georgen von ihm empfangen, viel hat sie mit ihm verloren". Mit diesen Worten verabschiedete sich die Musikkapelle am 8. Jänner 1997 von ihrem Ehrenkapellmeister Eduard Piffrader, Mit dem "Hofbaur Edl" durften wir einen Menschen kennen und schätzen lernen, dessen Geradlinigkeit, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit durch nichts erschüttert werden konnte.

Bautätigkeiten

Aufgrund stetiger Mängel beschloss der Ausschuss Anfang der 90-Jahre die Sanierung bzw. den Umbau des alternden Pavillons. Nach mehreren Anläufen wurde schlussendlich das Vorhaben mit der Räumung des alten Konzertplatzes am 4. Mai 1995 in Angriff genommen.

Anlässlich des Festaktes zur 70-jahr-Feier am 16.1uli 1995 konnte der Pavillon samt Konzertplatz feierlich seiner Bestimmung übergeben werden.

Von groβen Schwierigkeiten, begleitet von einem 40-tägigen Vereinsstreik und internen Auseinandersetzungen, war der Umbau des Vereinshauses inklusive Probelokal geprägt. Bereits die langjährige Planungszeit (in den Jahren vorher lieβ nichts Gutes ahnen.

Dennoch begann man am 30.August 1996 früh morgens ~ dem totalen Ausräumen des Vereinslokal' Die Probentätigkeit fand in der Zwischenzeit im Pfarrsaal statt.

Die darauffolgenden eineinhalb Jahre musikalischer Tätigkeit waren von städigen Problemen und Auseinandersetzungen mit den verschiedensten Instanzen begleitet und kosteten der gesamten Kapelle ungeheuer viel Energie und Kraft.

Am Samstag, den 7. März 1998 begann dann für den Verein endlich ein neuer Abschnitt.

Das langersehnte, harterkämpfte neue Probelokal samt Nebenräumen wurde feierlich seiner Bestimmung übergeben.

Mit der Fertigstellung des Vereinshauses inklusive Konzertsaal hat die Musikkapelle endlich ein bleibendes Zuhause für ihre traditionellen Georgikonzerte.